Selengleichrichter tauschen: was mache ich mit der höheren Betriebsspannung

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rolf N
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Selengleichrichter tauschen: was mache ich mit der höheren Betriebsspannung

#1 Beitrag von rolf N » 13.04.2013, 15:41

Einen schönen guten Tag allerseits!

Ich bin ganz frischer Besitzer eines frühen CEV 510. Bevor ich das Gerät nach längerem Nicht-Gebrauch wieder anschalte, habe ich erst einmal im Inneren staubgesaugt und mir einen allgemeinen Überblick über den Zustand gemacht.
Dabei fiel mir auf, dass der Selengleichrichter seitlich einen Riss aufweist. Mein erster Gedanke: austauschen! Was mache ich dann aber mit der zu hohen Betriebsspannung? Hier im Forum gab es den Hinweis die Sicherung Si 801 mit ursprünglich 315 mA durch 500mA zu ersetzen. Eine sehr elegante Lösung! NUR: in meinem Gerät existiert diese Sicherung nicht. Ich habe mir zwar die Platine noch nicht von unten angesehen, aber es sieht für mich so aus, als ob ich keine Möglichkeit habe, noch "irgendwo eine Sicherung dazuzufriemeln".
Als Lösung sehe ich bislang nur, 1. den Kondensator C803 durch einen Spannungsfesteren zu ersetzen, 2. die Widerstände R802 sowie R482 zu erhöhen. Zudem ist da noch der Widerstand R811, der wohl auch etwas größer gewählt werden sollte. Für R482 und R811 ist entweder der Spannungsabfall oder der Stromfluß angegeben. Den neuen Wert kann ich mir also errechnen. Was ist aber mit R802? In einem Stromlaufplan, der sich auf ein Jüngeres Gerät als meins bezieht, ist neben R802 ein Stromfluß von J=95mA angegeben. Wenn ich das jetzt mal auf 270 Ohm nachrechne, ergibt sich daraus eine Spannung an C804 von rund 30 Volt. Das könnte stimmen. ABER das bedeutet auch, dass der Widerstand 2,5 Watt verbrät, aber, laut Plan, nur ein 2 Watt-Typ eingebaut ist.......
Vielleicht hab Ihr es schon erraten: ich bin kein Elektroniker. Vielleicht mache ich mir ja unnütze Gedanken. Ich möchte nur sicher gehen, dass ich das gute alte Stück nicht schon mit dem ersten Einschalten in die ewigen Jagdgründe schicke.
Bin für jede Anregung dankbar!

Grüße,
Rolf

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#2 Beitrag von rolf N » 14.04.2013, 15:42

Liebe Braunianer,
vielleicht ist es in meiner vorangegangenen Beschreibung nicht ganz deutlich geworden.
Ich möchte den Selengleichrichter natürlich gegen einen Siliziumgleichrichter austauschen und frage mich nun, was ich mit dem damit verbundenen "Zugewinn" an
Betriebs(gleich)spannung machen soll. Ich kann als Laie leider nicht einschätzen, um wieviel sich die Betriebsspannung durch den Austausch erhöht. Verträgt die Schaltung das so ohne weiteres ? Es wäre schön, wenn sich jemand der die Modifikation schon durchgeführt hat, seine Erfahrungen mitteilen könnte.
Falls die Betriebsspannung dann zu hoch ist, wäre es natürlich das Einfachste einen Widerstand in die Betriebsspannung zu legen. Dazu müßte ich wissen, wieviel Strom tatsächlich fließt. Wenn mein Stromlaufplan stimmt- und ich nichts übersehen habe- komme ich auf knappe 200mA. Ist das richtig?
Bin als Laie für jeden Hinweis von versierter Stelle dankbar!

Rolf

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#3 Beitrag von raimund54 » 14.04.2013, 15:58

Hallo Rolf,

die ersten regie 510 wurden ohne diese 315 mA Sicherung gebaut. Um den Trafo bei Fehlfunktion der roten Gleichrichter zu schützen, hat man später die Sicherung eingebaut.

Normalerweise kann man einfach einen runden B80C1500 o.ä. anstatt des Selengleichrichters nehmen (Achtung: die Pinbelegung ist anders). Evtl. muß man den 270 Ohm 2 Watt Widerstand gegen einen etwas höher belastbaren austauschen., da dieser im Betrieb sehr heiß wird.

Durch die Änderungen sollte sonst nichts passieren oder kaputt gehen.

Gruß,

Raimund

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#4 Beitrag von rolf N » 14.04.2013, 16:03

Danke Raimund!

mein Befürchtung ging dahin, dass durch den geringeren Innenwiderstand (?) des Silizimgleichrichters die Betriebsspannung an C803 zu hoch würde, was sich dann natürlich auch auf die darauffolgenden Stromabnahmepunkte fortsetzen würde........

Rolf

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#5 Beitrag von raimund54 » 14.04.2013, 16:11

Hallo rolf,

durch den geringeren Innenwiderstand des Siliziumgleichrichters haut es dann öfter die 315 mA Sicherung durch, deshalb man diese durch eine höhere von 400 oder 500 mA träge ersetzen.

Das bischen mehr Spannung ist nicht kritisch für Elkos oder Leistungstransistor. Der Schwachpunkt ist wirklich diese Heizung 270 Ohm/2 Watt (ich habe noch ein paar originale neue von Braun als Ersatzteil, wenn es denn jemand braucht).

Gruß,

Raimund

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#6 Beitrag von rolf N » 14.04.2013, 16:43

Hallo Raimund,

die 315mA-Sicherung kann bei mir nicht durchgehen, da sie gar nicht da ist!!!

Was mir gerade viel größere Sorgen bereitet: Das Ding (Gleichrichter) liegt so "günstig", dass ich da wohl nur rankomme, wenn ich die untere Platine ausbaue.
Das kommt dann einer Komplettdemontage gleich. Seh' ich das richtig oder gibt es da einen Trick?

Gruß,
Rolf

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#7 Beitrag von raimund54 » 14.04.2013, 17:38

Hallo Rolf,

das geht auch ohne Ausbau. Man muß die 2 Zuleitungsdrähte und die 2 Drähte zur Skalenbeleuchtung ablöten. Dann kommt man mit einer dünnen Lötspitze an alle 4 Lötpunkte ran.

Gruß,

Raimund

PS: eine Sicherung mit Halter würde ich evtl. in die Zuleitung vom Trafo zur Platine zum Schutz einbauen.

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#8 Beitrag von rolf N » 14.04.2013, 17:58

Hallo Raimund,

ich habe mir das noch einmal genauestens angeschaut.
Du hast Recht, da kommt man schon ran. Vorher mache ich aber einige Atemübungen-der zittrigen Finger wegen.... :wink:

Da scheint auch schon jemand dran gewesen zu sein: Schmorspuren am grün-blauen Kabel. Und eine Sicherung ist auch im Stecker eingebaut, bestückt mit 500mA!!

Dann kann ja fast nichts mehr schiefgehen. Bestelle gleich mal 'nen neuen Gleichrichter.

Vielen Dank! Berichte, wenn ich mit dem Thema durch bin.

Gruß,
Rolf

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#9 Beitrag von henry2 » 15.04.2013, 10:02

Hallo Rolf,

habe gerade Deine Anfrage gelesen. Bei einem meiner Regie 510 hatte sich der der Selengleichrichter ebenfalls verabschiedet. Als Ersatz habe ich diesen hier eingesetzt. Da stimmt auch die Anschlussbelegung mit dem alten Selengleichrichter überein, sodass Du keine Beinchen vertauschen musst.

Den niedrigeren Innenwiderstand des Siliziumgleichrichters habe ich mit einem Serienwiderstand (12 Ohm/5 Watt) auf der AC-Seite des Gleichrichters kompensiert, d.h. wieder in etwa auf den ursprünglichen Wert des Selengleichrichters gehievt. So stimmt auch die DC-seitige Spannung von ca. 55V (gemäß Schaltplan) wieder und man kann auf die Erhöhung der 315 mA-Sicherung verzichten, was ebenfalls von Vorteil ist.

Den Widerstand habe ich an einen äußeren Anschlüsse und den freien, mittleren Anschluss des Steckers St 811 gelötet. Der Gleichrichter wird dann AC-seitig mit einem Anschluss direkt an dem einen Ende der Sekundärwicklung des Trafos belassen und mit dem zweiten Anschluss über den 12 Ohm-Vorwiderstand geführt.

Die Skalenlämpchen sind natürlich direkt an die Sekundärseite des Netztrafos anzuschließen, also noch vor dem Widerstand. Dazu musst Du den einen Anschlussdraht der Skalenbeleuchtung von der Platine auf den Stecker St 811 umlöten (Leitungslänge reicht).

Diese Lösung belässt es (elektrisch gesehen) bei den ursprünglichen Innenwiderstands- und Spannungswerten und funktioniert (auch was die Spannungskonstanz angeht) bei mir nun schon seit Monaten im fast täglichen Betrieb bestens.

Viele Grüße

Heinrich

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#10 Beitrag von rolf N » 15.04.2013, 20:14

Guten Abend Heinrich,

Danke für deine umfassende und klare Antwort.
Mein Problem wird sein , das alles irgendwie mechanisch unterzubringen. Bei meinem frühen Modell war nämlich ursprünglich keine Sicherung vorgesehen. Diese ist dann genau auf die Art und Weise nachgerüstet worden, wie Du das mit dem Vorwiderstand gemacht hast. Der Platz ist also schon belegt. Ich muß noch einmal überlegen, ob es nicht möglich ist, eine kleine Platine mit Vorwiderstand UND Sicherung an den Stecker 811 "anzuflanschen". Werde weiter berichten.

Grüße,
Rolf

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#11 Beitrag von rolf N » 23.04.2013, 14:53

Guten Tag allerseits!

Es ist vollbracht!
Ich habe Sonntag Abend meinen regie 510 in Betrieb genommen.
Zuvor habe ich den Selengleichrichter durch einen aus Silizium ersetzt und eine kleine (Lochraster-)Platine bestückt mit Sicherung und Vorwiderstand an den Stecker St811 gelötet. Die DC-Spannungen stimmten sofort. Danke, Heinrich! Jetzt kann ich wieder "wie früher" Radio-hören.
Den 2-Watt-Widerstand R802 habe ich durch einen 5-Watt- Widerstand ersetzt (mit schön viel Abstand zur Platine), in der Hoffnung, dass er nun durch die dreimal so große Wärme abführende Fläche nicht mehr ganz so heiß wird wie vorher. Heiß wird er aber immer noch, was mir doch ein klein wenig Sorgen bereitet. Gibt es da von eurer Seite Lösungsansätze? Meine Version hat noch keine zusätzlichen Lüftungsschlitze unter dem Spannungsregler......

Grüße,
Rolf

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#12 Beitrag von henry2 » 23.04.2013, 21:35

Hallo Rolf,

gratuliere zu Deiner erfolgreichen Reparatur, die mit dem kleinen Umbau verbunden war. Es ist schon in Ordnung, dass Du den R802 gegen einen solchen mit 5W Belastungsfähigkeit ausgewechselt hast. Ich kann mir gut vorstellen, dass auch dieser noch beträchtlich warm wird. Aber ich bin mir auch sicher, dass er nun nicht mehr weiterhin die Leiterplatte anbräunen wird, wie es der 2W-Widerstand getan hat. Du brauchst Dir deshalb (dank Deines 5W-Widerstandes) bestimmt keine Sorgen zu machen, selbst wenn Deine untere Gehäuseabdeckung noch keine Lüftungsschlitze an dieser Stelle hat.

Gruß Heinrich

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#13 Beitrag von Wilhelm » 03.05.2013, 17:58

So habe ich meine "Ersatzwiderstaende" montiert. Die 10W Ausfuehrung deshalb, da sie preiswerter als die 5W Version war.
Die Temperatur des 270 Ohm Widerstandes betraegt nach einer Stunde ca 50 Grad.

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Gruss
Wilhelm

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#14 Beitrag von henry2 » 13.05.2013, 07:45

Hallo Wilhelm,

erst jetzt habe ich Deinen Beitrag zum Umbau mit den beiden Vorwiderständen gelesen. Du hast ihn absolut perfekt gelöst. Danke auch für die schöne Bebilderung. Unbedingt zur Nachahmung empfohlen!

Viele Grüße

Heinrich

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#15 Beitrag von Uli » 23.05.2013, 22:28

Moin!

Ein wirklich guter Beitrag, ich hab Ihn mal auf 'wichtig' gesetzt!

Gruß.... Uli
Gruß Uli
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#16 Beitrag von henry2 » 06.11.2013, 15:47

Hallo zusammen,

habe gerade einen CEV510 auf den Tisch bekommen. (Prasselgeräusche auf dem rechten Kanal, was aber hier nicht das Thema sein soll, zumal das ja schon erschöpfend behandelt wurde.)

Nach dem Öffnen des Gehäuses stellte ich fest, dass der Selengleichrichter, von wem auch immer, irgendwann mal durch einen Siliziumgleichrichter ersetzt wurde. Abgesehen davon, dass man dabei nicht gerade den passendsten Typ eingesetzt hatte (B80/C1500) und deshalb auch 2 Beinchen über Kreuz legen musste (finde ich einfach unschön), wurde natürlich auch kein Vorwiderstand (12 Ohm) vorgesehen. Dafür meinte es der Reparateur mit der Sicherung Si801 besonders gut und verdoppelte deren Sollwert reichlich von 315mA auf 700mA. Vielleicht dachte er sich dabei, dass damit doch der Gleichrichter immer noch ausreichend geschützt sei :roll:?

Das Ergebnis: Bild (Sorry für das unscharfe Bild, aber meine Kamera ist tatsächlich nicht mehr in Ordnung.)

Der einst schwarze, thermisch ohnehin schon über Gebühr belastete R802 wurde zwischenzeitlich blass vor Hitze und die Leiterplatte dadurch trotz der Lüftungsöffnungen ganz schön angekokelt. Das wurde natürlich nicht durch die überdimensionierte Sicherung verursacht, sicherlich aber durch den weggelassenen Vorwiderstand vor dem Siliziumgleichrichter. Dieser hätte dem R802 noch ca. 0,75 Watt zusätzliche Verlustleistung erspart.

Gruß Heinrich

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